Teilen. Ist ein natürlicher menschlicher Instinkt. Denn wenn wir zusammenarbeiten, gewinnt jeder von uns.
Fünf Jahre sind schon vergangen, seit Sergio Marchionne, damals Chief Executive bei Fiat Chrysler Automobiles, einen Vortrag zum Thema „Confessions of a Capital Junkie“ hielt.
Er argumentierte, dass Automobilhersteller zusammenkommen sollten, um die steigenden Kosten für die Entwicklung grünerer Autos und neuer Technologien (selbstfahrende Autos) gemeinsam zu finanzieren.
Die Reaktion war eher verhalten – vermutlich auch, weil viele in der Branche noch mit Schrecken an gescheiterte Megafusionen zurückdenken. Hinzu kamen verschiedene Marktanforderungen, die immer wieder die Zusammenführung verhinderten, die Marchionne vorhersagte.
Aber sollten wir seine Argumente nach COVID-19 noch einmal neu beleuchten?
Aus Wettbewerb wird Kollaboration
Marchionne ermahnte, dass rasant steigende Entwicklungskosten die Zusammenarbeit der gesamten Branche erfordern sollte. Er versprach große Ersparnisse durch Chancen auf Cross-Selling und die Vermeidung von Abfällen.
Eigentlich ist es glasklar: Die Automobilindustrie, die sich mit stagnierenden Umsätzen und hohen Investitionen in die Technologie ringt – alles noch verstärkt durch COVD19 –keine doppelten Kosten leisten kann.
Einige Quellen beziffern die durch die Krise entstandenen Kosten auf bis zu 100 Mrd. USD. (Quelle https://www.theguardian.com/business/2020/apr/06/car-plant-shutdowns-may-cost-auto-industry-more-than-100bn-covid-19)
Unternehmen brauchen für ihr Überleben Größe. Sie müssen lernen, Verpackungsmaterial teilen.
Teilen – eine alte neue Idee
Wir müssen die Musik, die wir hören, nicht besitzen. Gleiches gilt für die Serien, die wir sehen. Sogar persönliche Videos und Fotos speichern wir in der Cloud.
Dieses Prinzip sollte auch auf die Supply Chain angewandt werden – Produkte werden zu Dienstleistungen. Beispielsweise müssen Automobilhersteller durch die gemeinsame Nutzung und Wiederverwendung unserer Boxen keine eigenen kaufen, lagern, warten und zurückführen. So senken sie Kosten, Risiko, Lagerplatzbedarf und zeitlichen Verwaltungs- und Organisationsaufwand.
Indem Produkte mithilfe geteilter und wiederverwendbarer Behälter transportiert werden, wird die Supply Chain zirkulärer, flexibler, effektiver und nachhaltiger. Die Kosten für den Verbraucher werden gesenkt und die Auswirkungen (sowohl die wirtschaftlichen als auch die auf die Umwelt) für jeden in der Lieferkette reduziert.
Dieses Prinzip nennt sich Pooling und ist besser für die Umwelt und für Unternehmen.
Wir alle können mehr tun. Und es gibt gute Gründe dafür, sich zeitnah in den Prozess einzubringen. Geänderte Erwartungen der Verbraucher und immer strengere Regulierungen drängen uns immer mehr in Richtung einer zirkulär ausgerichteten Supply Chain. Je früher desto besser.
Um das zu erreichen, müssen wir zusammenarbeiten und einander mehr vertrauen. Und vor allem teilen – in einer größeren Dimension als bisher.
Bevor wir aber unsere Geschäftsmodelle ändern und dieses Ziel erreichen können, müssen wir erst einmal umdenken.
Murray Gilder, CHEP Automotive Europe, and North America Vice President